Bei Multipler Sklerose handelt es sich um die häufigste neurologische Erkrankung des jungen Erwachsenenalters. Die Erkrankung führt zu entzündlichen Veränderungen im zentralen Nervensystem. Neben medikamentösen Therapien brauchen Betroffene vor allem eines: Unterstützung.

Multiple Sklerose, kurz MS, ist eine chronisch fortschreitende Autoimmunerkrankung, die vor allem Bereiche des zentralen Nervensystems (Gehirn und Rückenmark) betrifft. Dabei richtet sich das Immunsystem, dessen eigentliche Aufgabe die Abwehr von Infektionen darstellt, gegen bestimmte Strukturen des eigenen Nervensystems. Insbesondere Bestandteile der sogenannten „weißen Substanz“ des Gehirns und des Rückenmarks, die als Myelinscheiden bezeichnet werden, stellen Angriffspunkte für die fehlgeleitete Entzündungsreaktion dar. Die Myelinscheiden dienen als Isolationsschicht um die Nervenzellfortsätze (Axone), über die im gesamten Nervensystem Informationen übertragen werden. Eine Verletzung dieser Isolationsschichten behindert die Signalweiterleitung, wodurch die klinischen, von Betroffenen bemerkten Störungen entstehen. Diese klinischen Auswirkungen können sehr vielseitig sein –  je nachdem, wo sich der Entzündungsherd im Gehirn oder Rückenmark befindet.

MS wird in den meisten Fällen zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr diagnostiziert und verläuft in mehr als 80 % der Fälle schubförmig. Drei Viertel der Betroffenen sind Frauen.

Karin Krainz-Kabas, Geschäftsführung der MS-Gesellschaft Wien

Karin Krainz-Kabas, Geschäftsführung der MS-Gesellschaft Wien

Auswirkungen von MS auf den Alltag

Multiple Sklerose hat nicht nur körperliche Auswirkungen, sondern beeinflusst auch viele andere Lebensbereiche. Neben dem familiären Bereich kann sich die Erkrankung auch auf den Beruf und die finanzielle Lebenslage auswirken. Ebenso verändern sich soziale Netzwerke und bislang gelebte Werte.

In Ausbildung stehende junge Menschen fragen sich nach der Diagnosestellung, ob ihre Berufswahl durch die Erkrankung in Frage gestellt werden könnte. Bereits im Berufsleben stehende Betroffene zeigen Angst vor Unverständnis seitens Vorgesetzter und Kolleginnen bzw. Kollegen. Auch die Angst vor finanziellen Sorgen und dem Verlust des Arbeitsplatzes geht mit der Diagnose einher.

Eine weitere große Unsicherheit betrifft familiäre Auswirkungen wie beispielsweise Familienplanung und Schwangerschaft. Gefühle der Angst und Resignation wechseln mit Hoffnung und Zuversicht. Die gute Nachricht: MS steht einem Kinderwunsch nicht entgegen. Dennoch sollte eine Schwangerschaft gut durchdacht und mit den behandelnden Fachärztinnen und Fachärzten für Neurologie gemeinsam geplant werden. Die Mitarbeiterinnen der MS-Gesellschaft Wien sind tagtäglich mit den Auswirkungen der MS auf die einzelne Person konfrontiert und arbeiten mit den Klientinnen und Klienten daran, Selbstbestimmung und Eigenständigkeit zu bewahren und größtmögliche Lebensqualität mit der Erkrankung zu erreichen.

Therapiemöglichkeiten

Nach dem derzeitigen Erkenntnisstand kann MS nicht geheilt, aber gut behandelt werden. Ein akuter Erkrankungsschub wird in der Regel mit Kortison therapiert. Die Langzeitbehandlung erfolgt mit immunmodulierenden oder immunsupprimierenden Medikamenten, welche den Krankheitsverlauf mildern. Bei der Immunmodulation wird das Immunsystem verändert, während die Funktionen des Immunsystems mithilfe der Immunsuppression unterdrückt werden. Ein Kurzzeittherapeutikum für Betroffene mit hoher Krankheitsaktivität wurde im August von der EU-Kommission zugelassen, erste Markteinführungen erfolgen in Deutschland und Großbritannien. Die Zulassung des ersten Medikaments für primär progrediente Verläufe wird im 1. Quartal 2018 erwartet.

Bei primär und sekundär progredienten Krankheitsverläufen kann die Therapie der einzelnen Symptome derzeit die einzig verfügbare Behandlungsoption darstellen. So können einzelne Symptome beeinflusst, der funktionelle Befund verbessert und die Lebensqualität gesteigert werden. Symptomatische Behandlungen wie beispielsweise Physio- und Ergotherapie können auch dazu beitragen, Folgeschäden zu minimieren und Einschränkungen am sozialen Leben zu verhindern und kommen in allen Phasen der Erkrankung zum Einsatz.

Unterstützung und Beratung

MS-Betroffene und deren Angehörige erhalten bei der Multiple Sklerose Gesellschaft Wien seit Jahrzehnten kompetente Beratung und Unterstützung. In enger Zusammenarbeit mit Fachärztinnen und -ärzten werden umfassende Information, Beratung und Unterstützung geboten – immer mit dem Ziel, die Lebensqualität von Betroffenen zu verbessern. Neben den Eckpfeilern Sozialberatung und Psychotherapie stehen Rechts- und Ernährungsberatung, Turngruppen und viele andere Angebote zur Verfügung. Regen Anklang finden auch die Informationsveranstaltungen und -materialien. Darüber hinaus vertritt der gemeinnützige, sozial-medizinische Verein die Interessen der Betroffenen in der Öffentlichkeit und versucht, die bestmögliche therapeutische Versorgung für Menschen mit Multipler Sklerose durchzusetzen.

Weitere Informationen finden Sie bei der Selbsthilfe-Webseite: http://www.msges.at/

Autor: Karin Krainz-Kabas
Bilder: ZVG | Fotolia

Hinterlasse ein Kommentar