Wissen Sie, wo sich Ihr Impfpass befindet? Und wann haben Sie zuletzt Ihre Impfungen kontrolliert? Der Großteil der ÖsterreicherInnen hat Impflücken, was allerdings vielen gar nicht bewusst ist. Daher soll eine Kampagne der Österreichischen Apothekerkammer nun für Aufklärung sorgen. Bis 19. Oktober gibt es den kostenlosen Impfpass-Check in jeder österreichischen Apotheke.

Wenn man die Durchimpfungsraten in der EU vergleicht, schneidet Österreich auf den hintersten Plätzen ab. Dies liegt mitunter auch daran, dass Impfungen hierzulande ein höchst emotionales Thema sind. So erklärt Univ. Prof. Dr. Herwig Kollaritsch: „In der Impfpraxis erlebt man oft Menschen, die Impfungen skeptisch gegenüberstehen, ohne dass sie selbst wissen, warum.“ Vielen ist auch das Gesundheitsrisiko durch Erkrankungen wie Masern oder Keuchhusten gar nicht mehr bewusst, weil Krankheitsfälle sehr selten auftreten. Wiederum andere kümmern sich aus Bequemlichkeit nicht um einen ausreichenden Impfschutz.

Impfpass - Experten stellen Kampagne vor

Die Impfexperten Gallo-Daniel, Kollaritsch, Wenisch, Meilinger und Kobinger (v.l.n.r.).

Besseres Impfwissen ist notwendig

Dabei ist das Wissen über den eigenen Impfschutz sehr wichtig. Während manche Impfungen nach einmaliger Gabe schützen, müssen andere wie FSME oder Influenza in einem bestimmten Intervall aufgefrischt werden. Die ApothekerInnen beraten zu sämtlichen Schutzimpfungen, erklären welche Impfungen wann notwendig sind und geben Auskunft zu rechtzeitigen Auffrischungen. Zum Impfpass-Check muss man einfach nur mit dem Impfpass in eine österreichische Apotheke kommen. Eine Terminvereinbarung ist nicht nötig.

„Mein Appell lautet: Kommen Sie mit Ihrem Impfpass in die Apotheke. Wir checken bisherige Impfungen und klären über notwendige Auffrischungen auf.“

Mag. Dr. Gerhard Kobinger, Österr. Apothekerkammer

Winter ist Influenza- und Pneumokokken-Zeit

Ganz besonders schlecht bestellt ist es in Österreich um die Influenza-Impfung. So konstatiert Prim. Univ. Doz. Dr. Christoph Wenisch vom SMZ Süd in Wien: „Die Durchimpfungsrate ist beschämend niedrig.“ Viele ÖsterreicherInnen seien sich ihres eigenen Risikos oft nicht bewusst. Dies beträfe auch Risikogruppen wie Menschen mit vorbestehenden Grunderkrankungen, Personen mit chronischen Krankheiten – insbesondere Herzerkrankungen – oder Menschen mit Diabetes. Für diese Personen ist eine Influenza-Schutzimpfung besonders wichtig. Aber auch für ihre Kinder sollten Eltern an diesen Impfschutz denken, da gerade in Kindergärten und Schulen Viren sehr rasch weiterverteilt werden können. Von einer Herdenimmunität sind wir in Österreich weit entfernt. Eine Impfung schützt nämlich nicht nur die geimpfte Person selbst, sondern auch andere.

Unwissenheit verzögert Behandlung

Pneumokokken können Lungenentzündungen verursachen, diese führen häufig zu einer internistischen Behandlung auf einer Intensivstation. Doch allzu oft werden Symptome erst spät erkannt. So erklärt Oberarzt D. Michael Meilinger vom Krankenhaus Nord in Wien: „Immer wieder kommen Leute erst in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung in die Notaufnahme, was die Prognose verschlechtern und eine Behandlung erschweren kann. Die Sterblichkeit erhöht sich mit jeder Minute.“ Daher sollten gerade Personen ab 50 Jahren und jene mit bestehenden chronischen Erkrankungen sich vor Lungenentzündungen schützen. Dazu gehöre nicht zu rauchen und sich gegen Pneumokokken impfen zu lassen.

Wer sich also derzeit unsicher ist, ob man selbst zu einer Risikogruppe gehört oder ob ein Schutz durch eine Impfung vor längerer Zeit noch immer wirkt, kann sich noch bis 19. Oktober kostenlos in Apotheken beraten lassen.

Autorin: Lisa Weber
Bilder: Adobe Stock | ContentLeads

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