Was wir unter „Rheuma“ kennen ist eine Krankheit mit vielen Gesichtern. Gertraud Schaffer, Präsidentin der österreichischen Rheumaliga, spricht im Unterview über eine der vielen Krankheitsbildern – Rheumatoide Arthritis, was die Indikation ist und wie es für Sie war, die Diagnose zu erhalten.

Ganz kurz gefasst: Was ist die Rheumatoide Arthritis?

Rheumatoide Arthritis (RA), früher auch „Primäre chronische Polyarthritis“ genannt, ist die häufigste entzündliche Gelenkserkrankung. Ca. 1,5 % der österreichischen Bevölkerung leben mit einer rheumatoiden Arthritis. Frauen sind rund dreimal so oft betroffen wie Männer.

Die RA ist eine chronische, schubweise verlaufende Erkrankung.  Durch eine Fehlsteuerung des Immunsystems entsteht eine Entzündung der Gelenksinnenhaut.  Wenn keine Behandlung erfolgt, kann es zur irreversiblen Zerstörung der Gelenke, Sehnen, Knochen, Muskeln und Bänder kommen. Charakteristisch für die RA ist, dass sie an mehreren Gelenken gleichzeitig auftritt.  Sehr häufig sind die Gelenke der Hand, Fingergrund- und -mittelgelenke sowie die Zehen und Sprunggelenke betroffen,  doch auch Hüfte, Knie und Schulter kann es treffen.

Gertraud Schaffer

Gertraud Schaffer, Präsidentin der Rheumaliga

Wie war das für Sie, als Sie die Diagnose erhalten haben?

Die Nachricht  chronisch krank zu sein ließ mich in ein Loch fallen. Angst und Verzweiflung  kamen in mir auf. Wie wird mein Leben weitergehen?  Werde ich meine Arbeit verlieren, werde ich im Rollstuhl landen? Viele Fragen taten sich auf, nur wenige Antworten folgten. Mein Leben wurde geprägt von Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, Müdigkeit und der Einnahme von vielen Medikamenten.  Dazu kamen Nebenwirkungen, Krankenhausaufenthalte und Operationen.  Das Gefühl, mit meinen Beschwerden nicht ernst genommen zu werden, tat weh. Rheuma hat man nur im Alter. Das ist auch heute noch die Meinung in der Bevölkerung, was grundsätzlich falsch ist. Eine frühzeitige Diagnose und Therapieeinstellung ist für den Krankheitsverlauf entscheidend. Für die Diagnostik wird eine Anamnese vom Arzt durchgeführt. Dabei tastet der Arzt die Gelenke und Schwellungen ab,  auch die Beweglichkeit wird überprüft. Für die Diagnose sind die Laboruntersuchungen nach erhöhten Rheumafaktoren (Antikörper) mit entscheidend. Röntgen, Ultraschall und auch Magnetresonanztomographie tragen zur Diagnosestellung bei.

Neben der Behandlung durch den Arzt: Was können Betroffene tun, um die eigene Lebensqualität zu verbessern?

Sich über die Krankheit  gut zu informieren, um mit dem Arzt die möglichen Therapieoptionen zu besprechen und bei der Therapie mitentscheiden zu können. Versuchen die Krankheit anzunehmen. Lernen mit ihr umzugehen, um ein normales soziales Leben trotz der Erkrankung weiterzuführen. Nach Möglichkeit regelmäßig Bewegung machen. Lernen, auch einmal „NEIN“ zu sagen. Austausch mit anderen Betroffenen.

Was hat die Ernährung für einen Einfluss auf die Krankheit?

Medizinisch gesehen hat die Ernährung keinen Einfluss auf die RA. Doch sollte auf gesunde und abwechslungsreiche Kost wert gelegt werden. Empfehlenswert ist die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren (Fischöle, Lachs, Hering, Makrele) sowie von Alpha-Linolensäuren (Lein-, Raps- und Walnussöl). Diese Lebensmittel senken den Arachidonsäurespiegel im Blut und hemmen die Bildung von Prostaglandinen.

Wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass Rauchen für RA Patienten einen ungünstigen  Einfluss auf die Erkrankung hat.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft für Patienten mit RA?

Eine frühzeitige Diagnosestellung, um die Krankheitsaktivität idealerweise zum Stillstand (Remission) zu  bringen. Mehr Rheumatologen bzw. Rheumaambulanzen in Österreich. Kürzere Wartezeiten bei der Terminvergabe.

Autor: Gertraud Schaffer
Bilder: ZVG | Fotolia

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