Die medizinische Wirkung von Lavendel ist schon lange bekannt. Sie wird u.a. bei Angststörungen und anderen psychischen Erkrankungen eingesetzt. Eine neue Studie belegt nun auch die Wirkung bei Atemwegsinfekten.

„Lavendel zählt zu den seit jeher wohl bekanntesten Aroma-, Duft- und Zierpflanzen und besitzt eine jahrhundertealte Tradition als Arzneidroge und Duftstoff“, so Univ.-Prof. Dr. Franz. Ihrer Wirkung in der Medizin verdankt sie nun wohl auch die Kür zur Arzneipflanze des Jahres 2020. In der von der Herbal Medicinal Products Platform Austria (HMPPA) durchgeführten Wahl trat Lavendel die Nachfolge von Cannabis (2018) und Edelweiß (2019) an.

Prof. Dr. Stuppner

Univ.-Prof. Dr. Hermann Stuppner ist Präsident der HMPPA.

Wahl durch Fachexperten

ExpertInnen der pharmazeutischen Institute der Universitäten Graz, Innsbruck und Wien küren jedes Jahr nach strengen Auswahlkriterien die Arzneipflanze des Jahres für Österreich. Dabei spielen ein Bezug zu Österreich, die Bedeutung für Medizin und Pharmazie, wissenschaftliche neue Erkenntnisse sowie ein wirtschaftlicher Impact eine Bedeutung. „Ziel ist es, Erkenntnisse gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft zum Wohle von Patienten nach modernsten wissenschaftlichen Standards umzusetzen“, erklärt HMPPA Präsident Univ.-Prof. Dr. Stuppner.

Lavendel ist nicht gleich Lavendel

Lavendel – die Gattung Lavandula umfasst etwa 40 Arten – gehört zu den Lippenblütlern. Für die Medizin sind besonders 3 Arten relevant: der „Echte Lavendel“, der Speik-Lavendel sowie der Hybridlavendel. Das ätherische Lavendelöl befindet sich in den Öl-Drüsenköpfchen der meist violetten Blütenblätter. Die Wirksamkeit von Lavendelöl ist durch zahlreiche Studien bereits belegt. So konnten neben einer antimikrobiellen Wirkung auch kampflösende, beruhigende, schmerzstillende und entzündungshemmende Effekte nachgewiesen werden. Aufgrund dieser positiven Wirkungen wird die Pflanze für Medikamente bei Angststörungen eingesetzt.

Dr. Daniel Dejaco

Dr. Daniel Dejaco ist HNO-Mediziner an der Medizinischen Universität Innsbruck.

Linderung der Schnupfensymptome

„Positive Effekte zeigt ein Präparat aus Speik-Lavendel auch bei Atemwegsinfekten, insbesondere bei viral bedingter Sinusitis („Schnupfen“) oder Bronchitis, erklärt der HNO-Mediziner Dr. Dejaco von der MedUni Innsbruck. Bereits 2017 konnten in einer Studie bei Patienten mit akuter Bronchitis signifikante Verbesserungen der Symptome nach Einnahme des Speik-Lavendel-Präparats beobachtet werden. In einer 2019 publizierten Studie bei 288 Erwachsenen mit typischen Schnupfensymptomen konnte nachgewiesen werden, dass es nach Einnahme zu signifikanten besseren Symptomreduktionen und einer signifikanten Verbesserung der Lebensqualität führt.

Wer also in der Schnupfenzeit neben Nasendusche oder Grippemitteln auf eine pflanzliche Alternative setzen möchte, dem sei Speik-Lavendel ans Herz gelegt.

Autor: Bernhard Kröll
Bilder: Adobe Stock | ZVG (Privat) | Stefan Walser

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